Am 26.02. und 05.03.2015 besuchten die 8 Grundschulklassen der Hans-Memling-Schule den Eine-Welt-Laden der KJG Mömlingen. Dazu war mit Bänken und Pinwänden dort ein kleines Klassenzimmer eingerichtet worden.
Schnell fanden die Kinder auch Gründe für den Besuch: die Hans-Memling-Schule hat eine Schulpartnerschaft mit der Mdete-Primary-School in Lupanga/Tansania und die Kinder in Tansania werden auch durch die Pausenverkäufe von fair gehandelten Leckereien unterstützt. Diese Eine-Welt-Arbeit an der Schule war auch wichtig für die Auszeichnung Mömlingens als Fairtrade-Gemeinde.
Bevor es dann um den Anbau von Kakao und die Herstellung von Schokolade ging, überlegten die Kinder, ob und wie sie in ihrer Familie mithelfen und ob sie das gerne tun.
Kakao wächst nahe dem Äquator, wo es auch nachts nicht kälter als 20 ⁰ C wird – die Elfenbeinküste, Ghana, Bolivien, Ecuador und Kamerun sind Hauptanbauländer. Die großen Kakaoschoten werden nach der Ernte mit einem scharfen Messer halbiert, bevor die Kakaobohnen vom Fruchtfleisch getrennt, fermentiert, getrocknet und geröstet werden können. Anschließend werden die Kakaobohnen zermahlen und die Kakaobutter vom Kakaopulver getrennt. Mithilfe einer großen Weltkarte, Bildern vom Kakaostrauch und den Kakaoschoten und echten Kakaobohnen näherten sich die Kinder der Schokolade und konnten diese natürlich auch kosten.
Wenn man die Schokoladenstückchen einer Tafel als Symbol für den Geldwert annimmt, den die an der Herstellung und dem Handel Beteiligten für ihre Arbeit erhalten, bekommt der Kakaobauer für seine schwere Arbeit im normalen Handel nur etwa 1 Stückchen Schokolade von einer ganzen Tafel. Davon kann er jedoch seine Familie nicht ausreichend und ausgewogen ernähren, geschweige denn für den Schulbesuch der Kinder oder einen Arztbesuch bei Krankheit bezahlen. In der Elfenbeinküste, wo 40 % der weltweiten Kakaomenge angebaut werden, arbeiten etwa 2 Millionen Kinder auf den Kakaoplantagen und haben keine Chance auf Schulbildung. 250.000 Kinder – kaum älter als die Kinder der Grundschule – müssen gar unter sklavenähnlichen Bedingungen leben, weil ihre armen und verzweifelten Eltern sie an Plantagenbesitzer „verkauft“ haben.
In vielen Ländern ist es völlig normal, wenn Kinder ihre Eltern unterstützen und sogar zum Einkommen der Familie beitragen. Oft ist das deutlich mehr, als die Mithilfe, die die Kinder in Mömlingen in ihren Familien leisten. Nicht in Ordnung ist es, wenn die Arbeit zu schwer für die Kinder ist und ihrer Gesundheit schadet und sie nicht zur Schule gehen können.
Maria, die 12-jährige Tochter eines Kakao-Bauern in Bolivien, erzählte den Kindern dann von ihrem Leben mit dem Kakao. Auch Maria und ihre 3 Geschwister müssen mitarbeiten. In der Erntezeit helfen sie beim Aufspalten der Früchte und beim Fermentieren und Trocknen der Bohnen. Zum Glück können sie jedoch auch eine Schule besuchen, denn Marias Vater ist Mitglied in der Kooperative EL CEIBO, in der sich 800 Kleinbauern zusammengeschlossen haben. Dort erhält er für seinen Kakao einen fairen Preis – etwa fünfmal so viel, wie im normalen Handel und hat auch gelernt, wie man Bio-Kakao ohne chemische Pflanzenschutzmittel anbaut.
Leider ist in Deutschland erst eine von 100 Tafeln Schokolade fair gehandelt und die Kinder wurden eingeladen, gemeinsam mit ihren Eltern den Kindern dieser Welt durch den fairen Handel die Voraussetzungen für ein besseres Leben mit ausreichend und ausgewogenem Essen, medizinsicher Grundversorgung und Schulbildung zu schaffen. Einige haben das bereits getan und konnten dabei ihren Gutschein über 1 € einlösen.
Die Kinder waren sehr aufmerksam und fanden die etwas andere Unterrichtsstunde sehr interessant. Sicher war der Besuch ein weiterer wichtiger Schritt, die Kooperation zwischen Team Tansania und Eine-Welt-Laden der KJG und der Hans-Memling-Schule und damit auch unsere Fairtrade-Gemeinde Mömlingen voranzubringen.